Freitag, 14. September 2018

Studio: Das verflixte Verschachteln

"Schachtelung" ist ab der DE ein Zusatz-Tool im Silhouette Studio, das man gern dazu nutzen möchte, Wortmosaike, auch Wortwolken genannt, zu erstellen. Das Ergebnis ist aber oft weit von dem entfernt, wie man es gerne hätte

Warum das so ist und was man für ein schöneres Mosaik beachten muss/kann, möchte ich heute erklären.

Eine grundsätzliche Schritt-für-Schritt-Anleitung, wie man das Verschachteln-Werkzeug benutzt, gebe ich in diesem Beitrag nicht. Eingangs zeige ich aber anhand eines Screenshots kurz, was man dazu braucht und was die Optionen im Bearbeitungsfenster bedeuten.

Inhalt:

  1. Kurzanleitung
  2. So "tickt" das Verschachteln-Tool
  3. Möglichkeiten für ein einigermaßen gelungenes Ergebnis
  4. Fazit

Hinweis zu den im Folgenden gezeigten Schriftarten:
Ich habe bei der Auswahl der Textstile lediglich auf die Optik geachtet und nicht darauf, ob sie plott- bzw. entgitterfreundlich sind oder ob ich sie rein lizenzrechtlich überhaupt zum Plotten verwenden dürfte. Für Vorlagen, die ihr von eurem Plotter schneiden lassen wollt, müsst ihr auf geeignete Schriftarten achten.


Kurzanleitung



Das Verschachteln-Werkzeug findet sich in V4 in der rechten Leiste (DE mindestens notwendig).

Für ein Wortmosaik muss man:
  1. viele, viele Wörter (zum Pfad konvertiert) vorbereiten
  2. eine geeignete Form einfügen
  3. diese Form als Begrenzungsrahmen festlegen
    • "Auswahl als Begrenzungsrahmen festlegen": Nur aktiv, wenn man ein Objekt markiert hat.
    • "Schneidebereich/Auswahl": Nach dem Festlegen kann man zwischen beiden umschalten
  4. Einstellungen vornehmen und anwenden
    • "Only Shapes on Media": Ist nur aktiv, wenn kein Objekt ausgewählt ist. Dann werden nur Formen berücksichtigt, die sich auf dem weißen Blatt befinden. Andernfalls alle vorhandenen. Ist hinfällig, wenn man vor dem Verschachteln alle Wörter/Objekte markiert, die miteinbezogen werden sollen.
    • "Ausrichten": Dreht z.B. alle Formen um 90°, wenn Zahl der Drehungen auf 0 steht (ansonsten verstehe ich das Ding nicht wirklich).
    • "Polster": Abstand der Objekte zueinander und zum Rahmen
    • "Drehungen": In wie vielen Winkeln gedreht werden soll (gar nicht, 90°, 45°,...). Je mehr Drehungen, desto komplexer die Berechnung → Studio braucht Zeit.

So "tickt" das Verschachteln-Tool

Gedacht ist dieses Tool rein zum Zwecke, Formen möglichst Platz - und damit Verschnitt - sparend anzuordnen. Dass das Ganze optisch anprechend ist, ist nicht Teil der Programmierung - wie die von euch, die schon mal verschachtelt haben, sicher gemerkt haben.

Wie das Werkzeug meinem Verständnis nach tickt, möchte ich anhand von 2 Beispielen zeigen.

Beispiel 1:



Hier habe ich 2 unterschiedliche Objekte, "Wort" und "Wolke", mit jeweils zahlreichen Kopien vorbereitet.

Das Ergebnis der Schachtelung zeigt Folgendes:


  • Das Tool platziert, oben beginnend, erst alle großen Formen.
  • Der restliche Platz wird mit den kleinen Objekten aufgefüllt.
  • Hat man mehr Objekte als notwendig, sind es deshalb vorrangig die kleineren, die das Programm übrig lässt.


Beispiel 2:



Hier habe ich "Wort" in 4 verschiedenen Schriftarten und mit jeweils 4 Exemplaren vorbereitet, und "Wolke" in 6 verschiedenen Schriftarten und in dreifacher Ausführung.
Die Objekte sind nun um einiges unterschiedlicher als vorher.

Das Ergebnis der Schachtelung zeigt Folgendes:


  • Wie gehabt sind große Formen oben, kleine unten.
  • Das Werkzeug hat aus allen Formen die identischen herausgesucht und größtenteils nebeneinander platziert.

Diese beiden Vorgaben - "erst alle großen Teile" und "Identisches gehört zusammen" - lassen sich nicht abstellen oder anpassen. Wenn wir das Verschachteln-Tool einigermaßen erfolgreich nutzen wollen, können wir nur beim Vorbereiten der Wörter diese Programmierungen mit bedenken, sodass sie gar nicht zum Tragen kommen.


Möglichkeiten für ein einigermaßen gelungenes Ergebnis


1. Nur identische Formen verwenden



Das Ergebnis ist keinesfalls optimal, aber zumindest sind schon mal alle Teile platziert und von hier aus kann man die Details manuell weiter bearbeiten.


2. Überhaupt keine identischen Formen verwenden


Jedes Element darf nur einmal vorkommen. Dazu gibt es mehrere Möglichkeiten, z.B. lauter verschiedene Wörter oder unterschiedliche Schriftarten. Es geht aber auch mit Kopien desselben Wortes, wenn man ein bisschen trickst.


Hier habe ich zwar auch mehrere Kopien der beiden Wörter in derselben Schriftart, aber in unterschiedlicher Größe. Damit sind die Elemente nicht mehr identisch, jedes Teil hat eine andere Höhe und Breite.


Das Ergebnis kommt einem gelungenen Wortmosaik schon sehr nahe, finde ich (abgesehen vom fehlenden Abstand zwischen den Elementen, aber um den ging's hier ja erstmal nicht).
Das Werkzeug hat wieder die größeren Formen nach oben gepackt, aber weil die Unterschiede nicht so groß sind, fällt es kaum auf. Insgesamt wirken die Wörter doch recht zufällig verteilt und die manuelle Nacharbeit würde sich hier in Grenzen halten.
Empfehlenswert sind minimale Skalierungen - sie fallen dem Auge nicht auf, aber für das Programm ist dann jedes Element einzigartig.


3. Füllelemente manuell ergänzen


Kleinere Deko-Elemente zur Auflockerung, wie Herzen oder Sterne, sollte man beim automatischen Verschachteln außen vor lassen und statt dessen danach selbst einfügen.


Wegen der Regel "Großes nach oben, Kleines nach unten" werden kleine Zierformen immer unten und am Rand platziert werden, wie links im Bild zu sehen ist. Außerdem wird oft ein guter Teil davon wegen "Großes geht vor" gar nicht mit eingebaut.
Im rechten Beispiel habe ich nur die Wörter mit dem Tool verschachtelt und anschließend die Herzen manuell in den Lücken des automatischen Ergebnisses platziert (und skaliert).


4. Hinzufügen, rückgängig. Hinzufügen, rückgängig...


Auf Anhieb gelingt mit dem Schachtelungstool ein Wortmosaik nie. Ich ändere immer wieder eine der Einstellungen, klicke auf "Hinzufügen", schau mir das Ergebnis an, mache den Schritt rückgängig, ändere wieder etwas usw.
Probiert aus, wie sich unterschiedliche Werte bei "Polster" oder bei "Drehungen" auswirken, was bei aktiviertem/deaktivertem "Ausrichten" herauskommt und verändert evtl. auch mal die Größe eurer Elemente. Vorzugsweise nicht alles auf einmal, sondern immer nur eine der Vorgaben.
Dank der "Alles wieder heile"-Taste - der Rückgängig-Schaltfläche - können wir Unerwünschtes schnell und einfach ungeschehen machen und erneut von der Ausgangssituation weg starten.


Fazit

Wer kein optisch schönes Wortmosaik erwartet, sondern sich lediglich die Arbeit abnehmen lassen will, die Teile überhaupt schon mal in den gewümschten Rahmen zu bekommen, mag das Tool ganz nützlich finden. Ebenso, wem es leichter fällt, eine Basisvorlage zu verbessern anstatt das Motiv komplett von Null weg selbst erstellen zu müssen.

Will man mit dem Schachtelungstool im Studio ein (mehr oder weniger) gelungenes Wortmosaik erstellen, geht das nur, wenn man die programmierten Vorgaben austrickst. Oder anders gesagt: Ich bin gezwungen, z.B. lauter verschiedene oder lauter gleich große Objekte zu verwenden. Ist meine Vorstellung eine andere, beispielsweise nur wenige verschiedene Elemente mit zahlreichen Kopien, ist das Werkzeug gänzlich ungeeignet.

Auch wenn ich "programmfreundliche" Objekte vorbereitet habe, braucht es viele Versuche mit immer wieder anderen Einstellungen zu Polster und Drehungen, bis ich ein zumindest einigermaßen ansprechendes Ergebnis erhalte. Nacharbeiten muss ich trotzdem immer; vielleicht bin ich da aber auch sehr perfektionistisch und andere sind schneller zufrieden.
In der Zeit, in der ich rumprobiere und dann nachbessere, kann ich die Wörter genausogut gleich manuell in die Form setzen, drehen und skalieren.
(Wahrscheinlich deswegen gab es bisher von mir kein Tutorial zu dieser Studio-Funktion und wird es auch nicht geben. Ich spiele eher mit dem Gedanken, Tipps und Anregungen zusammenzustellen, wie man manuell eine Wortwolke gestalten kann.)

Eine "perfekte" Wortwolke zeichnet sich für mich durch gleichmäßige Abstände, zufällige Anordnung und Unterscheidbarkeit der einzelnen Elemente aus. Das Verschachteln-Tool kann diese Ansprüche nicht alle zusammen erfüllen (auch abhängig von den Teilen, die ich verwenden möchte). Wer es nutzt, muss geringere Anforderungen stellen oder bereit sein nachzuarbeiten.


Bis i mit dem Werkzeig ebbs gscheit verschachtl, bin i a olte Schachtl :-P