Beim Basteln kombiniere ich bunte Dinge, und wenn es euch wie mir geht, dann möchtet ihr auch Licht, das Farben nicht verfälscht. Einfach eine Lampe mit der Aufschrift "neutralweiß" zu kaufen, so simpel ist es aber leider nicht. Ebenso hilft die Farbtemperatur in Kelvin nicht weiter. Was bedeuten diese Angaben dann? Und woran erkennt man dann eine Lampe mit naturgetreuer Farbdarstellung?
Um diese Fragen zu beantworten, müssen wir erneut einen kleinen Abstecher in die Physik machen...
Teil II des Crash-Kurses für Lampenkäufer
LICHT UND FARBE
1. Weiß ist nicht gleich Weiß
Lichtbrechung macht die Spektralfarben sichtbar |
sog. additive Farbmischung |
In beiden Fällen sehen wir weißes Licht, unser Auge kann das enthaltene Farbspektrum nicht erschließen. Die Art der Zusammensetzung wirkt sich aber auf die Farbgebung der beleuchteten Gegenstände aus. Dazu mehr unter Punkt 3.
2. Farbtemperatur und Lichtfarbe
verschiedene Lichtfarben (Foto nachträglich bearbeitet) |
Zusammenhang von Lichtfarbe und Farbtemperatur |
Bei der Farbtemperatur verhält sich die Zuordnung von Wärmegrad und Farbe übrigens genau umgekehrt, wie wir es gewohnt sind: Ein heißer Körper, der rötliches Licht abstrahlt, ist kühler als einer, der bläuliches abgibt.
3. Farbwiedergabe
Die zum Basteln/Malen optimale künstliche Lichtquelle ist farbtreu, d.h. die Farben von angestrahlten Gegenständen werden unverfälscht wiedergegeben; das Veilchen genauso lila, die Sonnenblume genauso gelb. Ebenso sollen verschiedene Materialien, die in diesem Licht den gleichen Farbton haben, bei Tageslicht betrachtet nicht plötzlich unterschiedliche Nuancen aufweisen.Sehr verbreitet ist die Behauptung, dass Lampen mit tageslichtweißem Licht eine sehr gute Farbwiedergabe haben. Dies kann man nur sehr eingeschränkt so stehen lassen: Im Vergleich zu sehr warmweißem Licht mag Tageslichtweiß tatsächlich besser abschneiden. Das heißt aber noch lange nicht, dass Farben von Gegenständen "naturgetreu dargestellt" werden.
Wie unter Punkt 1 schon erklärt, kann weißes Licht auf verschiedene Weisen erzeugt werden. Die jeweilige Zusammensetzung des Lichtspektrums ist für uns nicht sichtbar, bestimmt aber, in welcher Farbtönung Materialien erscheinen.
Farbwahrnehmung |
Alle Körper haben nämlich die Eigenschaft, bestimmte Farbanteile des Lichts, das auf sie trifft, zu "verschlucken" (= absorbieren) oder passieren zu lassen (durchsichtige Materialien) und andere zu reflektieren (s. schematische Zeichnung). Nur letztere treffen auf unser Auge und erzeugen einen Farbeindruck.
Lichtspektrum Sonnenlicht |
Lichtspektrum Energiesparlampe (beispielhaft) |
Farbverfälschung, nachgestellt am PC |
4. Lampencheck
In der Realität: Kauft ihr im Geschäft ein und könnt Lampen ausprobieren, dann sind wohl Farbkarten sehr hilfreich. Verschiedene Farbtöne aus dem Spektrum, gesättigte und auch welche mit Grauanteil, ins Licht gehalten, sollten einigermaßen aufzeigen, ob und welche Schwächen in der Farbwiedergabe das jeweilige Leuchtmittel hat. Dabei aber aufpassen, dass nicht weitere Lichtquellen den Eindruck verfälschen.In der Produktbeschreibung: Falls er überhaupt vorhanden ist, dann beachtet den Farbwiedergabeindex Ra oder CRI. Der Maximalwert für optimale Farbtreue ist 100, sehr gut sind auch noch Werte über oder gleich 90. Die meisten Alltagslampen befinden sich wohl in der Kategorie 80 bis 89. Unter 80 bedeutet schon eine deutliche Verfälschung.
Der Index kann auch indirekt erkennbar sein, wenn neben "Lichtfarbe" eine dreistellige Zahl steht; bei Leuchtstofflampen findet man das oft. 965 z.B. sagt aus, dass der Ra-Wert über 90 ist (erkennbar an der 1. Ziffer), und dass die Farbtemperatur 6500 K beträgt (2. und 3. Ziffer). Anderes Beispiel: Eine Lampe mit der Kennzeichnung 827 erzeugt warmweißes Licht (2700 K) in der Farbwiedergabeklasse 80 - 89.
Halogenglühlampen erzielen einen Ra von 100; ob die Reflektorvariante durch die Spiegel etwas schlechter ist, weiß ich nicht. Für Leuchtmittel mit LED- oder Leuchtstofftechnik kann man keine grundsätzliche Angabe machen, da es - wie oben erläutert - davon abhängt, welche und wie viele Elemente verbaut worden sind. Weil es technisch aufwändig ist, solche Art Lampen mit einem Index von deutlich über 90 herzustellen, ist es logisch, dass diese im Vergleich sehr teuer sind. Spezielle Bauweise allgemein kann auf Kosten von Lebensdauer und Effizienz gehen.
Meine eigene Bastellampe liegt im Bereich zwischen 80 und 90. Vielleicht bin ich außergewöhnlich pingelig, was Farbwiedergabe betrifft, aber unter dieser Leuchtstofflampe haben alle Dinge einen minimalen Blaustich; Farben wirken kühler als sie in Wirklichkeit sind.
~~*~~*~~*~~*~~*~~
~~*~~*~~*~~*~~
Unser Abstecher ist zu Ende - ich hoffe, meine Erklärungen waren verständlich und anschaulich.