Samstag, 3. Februar 2018

Mit Plotter und Falzbrett

Ich habe mit Erschrecken festgestellt, dass ich schon seit Ewigkeiten nichts Gewerkeltes gezeigt habe. Das liegt daran, dass ich tatsächlich mehr am Computer bastle als mit realem Material. Und weil ich so viele Wissens- und Hilfethemen rund ums Plotten für euch habe.
Heute aber zeig ich euch mal wieder etwas Selbstgemachtes. Damit dies nicht lediglich eine Bildergalerie wird, bemühe ich mich um ein paar hoffentlich nützliche Zusatz-Infos.

Box und Karte sind für einen 60. Geburtstag entstanden. Der Jubilar liebt Gummibärchen, die waren also eine kleine kulinarische Dreingabe. Das eigentliche Geschenk war Geld als Beitrag für eine Reise nach Wahl, das ich etwas repräsentativ verschenken wollte.

Während ich die Karte komplett am Computer erstellt und dann geplottet habe, ist die Schachtel ganz oldschool mit Hebelschneider, Cutter und Falzbrett gemacht. Einfache Boxen gehen damit echt manchmal schneller als wenn man erst dazu eine Datei "basteln" muss. Wie, erkläre ich gleich noch genauer.

Die Idee, Geld hinter einen Rahmen mit Weltkartenausschnitt zu geben, hatte ich ein paar mal auf facebook gesehen. (Ich kann leider nicht mehr sagen, von wem ursprünglich. Vielen Dank unbekannterweise für die Inspiration!) Umgesetzt habe ich sie in Klein auf einer normalen Klappkarte.

Die Vorlage für die Weltkarte stammt von Pixabay, ebenso der Globus innen. Die Karte selbst besteht nur aus 2 simplen Teilen:


Zuerst habe ich den Text vom Plotti schreiben lassen (mit silbernem Gelschreiber und Stifthalter), dann erst den Karton ausgeplottet.

Damit der Cameo die dicken Buchstaben auch ausmalt, habe ich sie mit inneren Offsets gefüllt:


Mir haben die relativ groben Abstände gereicht, aber wer wirklich deckendes Ausmalen möchte und einen dünnen Stift verwendet, muss mehr Offsets anlegen, die enger aneinander liegen.


Die winzigen Ausbuchtungen entlang der Kontinente liefen bei der Weiterverarbeitung Gefahr zu verbiegen oder gar abzureißen, deshalb habe ich die Kartenfront auf ein Stück Overheadfolie geklebt.

Fazit: Plotti hat gut geschnitten, eine Weltkarte mit all den Küstendetails wäre größer allerdings nicht so friemelig. Hier hat sie nur 11,7 x 5,6 cm.



Den Einschub habe ich innen mit Butterbrotpapier ausgekleidet, damit die Gummibärchen nicht auf evtl. Kleberresten liegen.
Gefüllt ist das Ganze echt schwer und lässt sich deswegen schwer aus der Hülle schieben, alleine druch das Gewicht und den Reibungswiderstand. Ich habe mir damit beholfen, eine Zuglasche aus Design-Tape anzubringen und ich habe den Boden mit Folie beklebt, damit's besser flutscht.

Die Hülle dazu geht recht schnell, weil sie ja auf beiden Seiten offen ist. Die Fenster habe ich mit Cutter und Lineal ausgeschnitten; das ging wegen des Musters mit Rauten und Linien sehr gut. Dahinter ist Folie geklebt - ich verwende dazu gerne welche, die man eigentlich für den Tageslichtprojektor benutzt.
Wenn ihr auch so etwas bastelt, denkt daran, dass ihr zu den Seitenmaßen noch etwas zugeben müsst, denn die Manschette muss außenrum um die Box passen und evtl. braucht es auch noch ein bisschen Spielraum, damit der Einschub nicht zu streng sitzt und geschoben werden kann.

Fazit: Die Schachtel ging allein mit den herkömmlichen Werkzeugen zügig zu basteln. Für schweren Inhalt so wie hier benötigt es aber etwas Trickserei, damit eine Schiebebox aus normalem Karton auch noch funktionstüchtig ist.

Bauanleitung


Die Vorlage für eine rechteckige, oben offene Schachtel so wie hier anzulegen ist nicht schwer. Wer ein Falzbrett hat, braucht nix vorzeichnen und kann recht simpel exakte senkrechte und waagrechte Linien ziehen. Wer keins hat, muss zeichnen und anschließend mit einem Lineal und einem abgerundeten flachen Werkzeug die Falze nachfahren.

So sieht übrigens ein Falzbrett aus (die Vorlage darauf ist eine andere als hier gezeigt):


Rillen, Lineal und Falzbein (das beige Kunststoffding links an der Seite) ermöglichen es, auf ganz bestimmter Höhe senkrechte Falzlinien zu ziehen. Für die waagrechten Linien dreht man das Papier einfach um 90°.
Meins hat eine Skala mit Inch-Maßen, es gibt diese Falzbretter aber ebenso mit metrischer Unterteilung in cm. Die Auflagefläche ist bei denen, die ich gesehen habe, abgestimmt auf Papier im amerikanischen Cardstockformat (12 x 12 Zoll bzw. 30,48 x 30,48 cm).

Nun zur Anleitung für eine oben offene Schachtel wie bei meiner Gummibärchenbox. In den Illustrationen seht ihr ein Blatt in Cardstockgröße und dass ich das Schachtelnetz gleich an den oberen und linken Blattrand gelegt habe. Ist nicht notwendig, aber warum nicht 2 perfekt grade Papierkanten gleich mit verwenden? Was bereits da ist, muss man nicht erst ausschneiden.

Rot markierte Linien sind die, die im jeweiligen Schriftt gefalzt/geschnitten werden.


Sowohl waagrecht als auch senkrecht jeweils 3 Bereiche abtrennen: Außen entstehen die Seitenteile, die die Höhe der Box bestimmen, und innen entsteht die Grundfläche, hier im Beispiel sind das 17 cm Länge und 6 cm Breite/Tiefe.

Dann muss man lediglich das gesamte Netz ausschneiden und 4 Schnitte für die Laschen setzen:


Fertig ist die Vorlage und kann gefaltet und geklebt werden.

Soll die Box besonders stabil werden, mache ich die Seitenteile doppelwandig, d.h. ich setze außen jeweils noch ein Rechteck dran, das dann nach innen gefaltet wird. Vorteil nebenbei: Die Klebelaschen kann man darunter verstecken.

Bei dem Beispiel aus der Anleitung sähe das Netz dann so aus (mit verlängerten Laschen):


Die grauen Flächen werden weggeschnitten. Übrig bleibt dann sowas wie hier (andere Maße):


Bei Bedarf kann man die Laschen und die doppelten Seitenwände noch etwas anschrägen, damit sich beim Zusammenbauen nix spießt.

♢ ♦ ♢ ♦ ♢

Ich hoffe, euch gefallen Gummibärchenbox und Welt-Karte, könnt aber auch ein paar hilfreiche Tipps für euch mitnehmen. Habt ihr Fragen? Immer raus damit.

Was aus dem vorgeschnittenen Netz im letzten Foto geworden ist, ist übrigens auch  hier irgendwo in den Tiefen des Blogs zu sehen. Findet es jemand? ^_^ (Es war übrigens auch eine Bastelanleitung)

Gummibärln und Koatn san übrigens guat okemma!