Dienstag, 12. Juli 2016

Gegensätze ziehen uns an

Titelgrafik
Beim Basteln verwenden wir sie oft ganz intuitiv: Kontraste. In richtigem Maße eingesetzt, machen sie unsere Eigenkreationen zum echten Hingucker.
Die wichtigsten zeige ich heute. Zum Einen für die, die nicht recht wissen, wie sie ihre Werke aufpeppen könnten. Aber auch die Kreativtalente finden hoffentlich Inspirationen, dieses Gestaltungsmittel noch gezielter einzusetzen.

Am auffälligsten und evtl. am bekanntesten sind die Kontraste beim Einsatz von Farben. Aber auch Formen und Oberflächen können gegensätzlich gestaltet werden und so das Gesamtbild interessanter machen.
Bei den folgenden Grafiken habe ich versucht, die einzelnen Kontraste isoliert zu zeigen. In der Realität aber kombinieren wir fast immer mindestens zwei davon. Anschließend findet ihr noch ein paar Beispiele und Tipps, die euch helfen sollen, wo und wie dieses Gestaltungsmittel passend verwendet werden kann.

Hell-Dunkel-Kontrast:


Beispiel: Hell-Dunkel-Kontrast

Kalt-Warm-Kontrast:


Beispiel: Kalt-Warm-Kontrast

Komplementärfarben-Kontrast:

Farben, die sich im Farbkreis gegenüberliegen, heißen komplementär.

Beispiel: Komplementärfarben-Kontrast

An-Sich-Kontrast:

Verwenden mehrerer möglichst nicht verwandter Farben oder Formen.
Bei Farben ist Rot - Gelb - Blau am stärksten, bei Formen Kreis - Quadrat - Dreieck.

Beispiel: An-Sich-Kontrast

Qualitätskontrast: 

gesättigt - trüb, bunt - unbunt; gemustert - uni, regelmäßig - unregelmäßig

Beispiele: gemustert - uni, unbunt - bunt, trüb - gesättigt

Quantitätskontrast: 

viel - wenig, groß - klein, lang - kurz, dick - dünn

4 Beispiele: dick - dünn, viel - wenig, groß - klein; Richtungskontrast

Richtungskontrast:

Siehe Abb. ganz rechts in der Viererreihe oben.

Oberflächenkontrast: 

glatt - rau, glänzend - matt, hart - weich

Beispiel Oberflächenkontrast

BASTELBEISPIELE:

Foto: weißer Kinderwagen vor gemustertem Hintergrund
Der weiße Kinderwagen hat eine dunkle Offset-Form als Unterlage, damit er sich vom Weiß des Designpapiers absetzt. Außerdem wird er durch seine Einfarbigkeit vor dem gemusterten Hintergrund betont.

Foto: Karte und Lesezeichen
Durch die weiße Unterlage kommt das schöne Designpapier besser zur Geltung als es direkt auf der roten Karte der Fall wäre.
Bei den Lesezeichen seht ihr ebenfalls den Hell-Dunkel-Kontrast von rotem Karton und weißem Aufleger.
Das gemusterte Papier (selbst gestempelt) ist an sich recht blaß und hebt sich kaum vom weißen Untergrund ab. Anstatt dieses ebenfalls zu "matten" (= mit Papier in kontrastreicher Farbe hinterlegen), sind hier die Ränder mit dunkler Stempeltinte gewischt.

Foto: Karte mit Kreisen auf Vierecken
Bei diesem Beispiel erkennt ihr bestimmt auf Anhieb mindestens zwei Gegensatzpaare, oder?
Eckig - Rund, Kalt - Warm sowie Groß - Klein sind hier kombiniert zu finden.

Detailfotos von 2 Karten
Und hier zwei Beispiele für den An-sich-Kontrast bei Formen, kombiniert mit weiteren Gegensätzen.
Links: Rechteck, Dreieck, Stern. Neben Hell und Dunkel gibt es einen starken Oberflächen- und Materialkontrast - das Rechteck aus geprägtem Karton, das Dreieck mit Überzug aus Dekovlies und die Sterne aus einer Art Stoff und wattiert.
Rechts: Wenige größere Kreise auf vielen kleinen Quadraten.

Detailfoto eines Serviettenhalters aus Papier
Bunt - Unbunt: Nur mit Weiß bis Schwarz und Graubraun wäre diese Bastelei zwar harmonisch, aber langweilig. Das rote Klebeband peppt das Ganze auf. Daneben ist auch das regelmäßige Herzmuster in Kreuzstichoptik ein kleiner Gegensatz zu den verschnörkelten Holzteilen und der unregelmäßigen Rindenstruktur.


FAZIT und TIPPS:

Vielleicht habt ihr durch die Bilder bereits deutlich mitbekommen, wann und warum Kontraste eine tolle Sache sind? Meine Beispiele sind zwar aus dem Papierbareich, aber Wirkweise und Verwendungstipps gelten für jegliche Art kreativer Gestaltung:

Kontraste betonen
Willst du ein Element hervorheben, setze es von der Umgebung ab. Gestalte entweder den Hintergrund in einem Helligkeits- oder Farbkontrast oder setze das Element in einen entsprechenden Rahmen (matten und auch Kanten einfärben sind einfache, aber wirkungsvolle Methoden).
Kontraste lassen Schönes erst richtig wirken
Denkt an eine schöne Stimme - beim Solo entfaltet sie ihre Wirkung, in einem Chor aber können wir sie von anderen nicht unterscheiden. Bei dekorativen Dingen, Mustern etc. ist es genauso. Zwei tolle, opulent gemusterte Designpapiere nebeneinander z.B. fallen kaum mehr auf; schlimmstenfalls wirkt das Ganze sogar überladen. Besser: Kombiniere Gemustertes mit etwas Einfarbigem.
Kontraste schaffen Abwechslung
Alles, was sich ähnelt, wird schnell langweilig und sieht gleichförmig aus. Unsere Augen suchen Fixpunkte und Struktur innerhalb des Ganzen.
Kontraste sind das Salz in der Suppe
... oder das Sahnehäubchen... oder das i-Tüpfelchen. Sie runden eine Kreation ab, machen sie erst wirklich vollständig und gleichen die Eindrücke aus. So wie das Yin das Yang braucht. (Und so, wie ich nach einer süßen Speise bald etwas Herzhaftes brauche :-P)
Kontraste brauchen das richtige Maß
Wie beim Salz und der Suppe gilt: "Man nehme eine Prise..." Die kontrastierende Wirkung von Gegensätzen wird schwächer, je ähnlicher ihr Anteil ist. Will heißen: Ein Kreis unter vielen Quadraten wirkt, viele Kreise unter vielen Quadraten - fallen nicht mehr auf. Außerdem dürfen wir nicht möglichst viele Gegensätze bei möglichst vielen Elementen unseres Werkes einsetzen. Der Gesamteindruck ist dann nämlich: unruhig, überfrachtet, verwirrend. Und damit ist der Hauptteil der Gestaltung nicht mehr zu erkennen. So wie der Erdbeerkuchen unter einem Berg Sahne - es mag sogar noch schmecken, aber mit einem wohl proportionierten Häubchen sieht das doch viel appetitlicher aus.

Vui Spaß beim Spielen mit de Gegensätze!