Freitag, 6. Mai 2016

Vom hässlichen Entlein zur schönen Falz

Eines kann meine Cameo definitiv nicht! Nämlich falzen. Also eine richtige, durchgehende, geprägte Linie machen. (Da fällt mir grad ein: Wär das mit dem Prägestift für den Curio machbar?)
Was bei einem Design als Falzlinie bezeichnet wird, ist nur ein Notbehelf und eigentlich nichts anderes als eine Perforationslinie. Das Ergebnis: Man kann zwar sein Projekt entlang dieser Linie falten, aber die Kante sieht furchtbar hässlich aus. Das wollte ich anders haben.
Irgendwo hab ich mal was von anderen Messereinstellungen gelesen, also hab ich experimentiert. Hier nun meine Erfahrungen:

1. Eine schöne Außenkante muss unbeschädigt sein, weder eingeschnitten noch eingerissen. D.h. ich muss das Papier von der Innenseite her schneiden lassen. Habe ich bedrucktes oder texturiertes Papier, wird es mit der "schönen Seite" nach unten auf die Matte geklebt.

2. Das Messer soll das Papier nur an- und nicht durchschneiden. Das haben wir ja ungewollt oft, wenn der Druck ("Dicke") und/oder das Messer zu niedrig eingestellt sind. Also - ganz bewusst runter damit!

Ich habe festgestellt: Es klappt sogar dann wunderbar, wenn nur die oberste Schicht angeritzt wird.

Mit den Einstellungen, die im Bild oben zu sehen sind (für den benutzten Cardstock wäre Messer 4 und Dicke 29 normal gewesen), war das Ergebnis weder zu sehen noch zu fühlen. Oh je, dachte ich, aber beim vorsichtigen Biegen und Knicken folgte das Papier perfekt den angeschnittenen Falzlinien!
Durch das Falten wurden sie dann auch sichtbar.

Die abgebildete Geschenkverpackung ist übrigens ein Design von Lori Whitlock und aus dem Silhouette Store.
Und das Ergebnis außen: perfekt!



Leider kann ich euch keine exakten Zahlenwerte nennen, die ihr verwenden könnt, denn ihr wisst ja, wie unterschiedlich Materialien sein können und dass die Schärfe der Klinge auch eine Rolle spielt. Weder Rumprobieren noch Testschnitte kann ich euch ersparen; nur Tipps mit auf den Weg geben:
Wenn ihr nur die Dicke verändern wollt, dann empfehle ich einen wirklich minimalen Wert. Für ein "zarteres" Schneideergebnis solltet ihr auch das Messer selbst um 1 - 2 Stufen kürzer stellen.
Viel Erfolg beim Testen und von nun an wunderschöne Faltkanten wünsch ich euch!

Also wenn des net akkurate Kantn san, dann woaß i nimma!



 Ein Extra für die Anfänger

Und nun noch eine kurze Anleitung, wie ihr Teile eures Projekts unterschiedlich schneiden lassen könnt (einfache Variante):

1. Evtl. Gruppierungen lösen, so dass ihr die Falzlinien extra markieren könnt.


2. In den Schnitteinstellungen (Messersymbol oben rechts) die Falzlinien auf "nicht schneiden" stellen und den Rest des Projekts ganz normal an den Plotter senden.


3. Während der Plotter den ersten Auftrag schneidet, könnt ihr schon den für eure Falzlinien vorbereiten: Wieder auf das Messer klicken und nun die Einstellungen umkehren, also Falzlinien auf "schneiden" und den Rest auf "nicht schneiden". Und unten bei "Bearbeitung" die Werte nach euren Wünschen verringern.


4. Ist der erste Schneideauftrag fertig, dann ist GANZ WICHTIG: Die Matte muss im Plotter bleiben! Ansonsten werden die Falzlinien nicht genau da gemacht, wo sie sein sollen, weil die Matte bzw. das Papier nicht mehr genau da ist, wo es vorher war. Logisch, oder?

5. Wollt ihr die gestrichelten Linien nicht nur mit weniger Druck, sondern auch mit kürzerer Klinge schneiden: NICHT VERGESSEN - das Messer anders einstellen, bevor ihr den zweiten Auftrag startet!